June 03, 2008

tuesday night, two weeks ago.

Eine Sekunde nachdem ich die Augen am Christchurch Airport geschlossen hatte, mache ich sie am Ausgang der transit area im Flughafen Frankfurt wieder auf. Mein einziges Gepäck ist der sneaky-Rucksack zu meinen Füßen. Den Blick geradeaus überlege ich, ob ich es wagen soll nach links zu schauen, um nachzusehen ob wirklich ALLES so ist wie ich es gehofft habe.
Als ich mich schließlich traue, steht Kyle da neben mir. Kein Gepäck. Schaut geradeaus zum Ausgang. Unsere Blicke treffen sich, wir grinsen uns an, zucken beide mit „tja“ die Schultern und verlassen zusammen durch die automatischen Türen das Flughafengebäude.
Rechts und links fliegen Fragen vorbei. Wie ist das denn passiert? Was wird nu? Was wird Kyle in Deutschland tun? In Berlin wohnen? Studieren? Street Performance? Was liegt alles zwischen Berlin und Bielefeld?
Draußen in der Junisonne stehn Picknicktische vor der Raststätte. Lukas sitzt auf einer der Bänke und lacht. Ich freu mich wie blöde, meinen Bruder wiederzusehen. Wir fallen uns um den Hals und fangen an zu reden. Zu spät wird mir klar, dass ich sehr unhöflich vergessen habe, Kyle und Lukas einander vorzustellen. Ich schäme mich kurz und setze zur Entschuldigung an, als Kyle loslegt: „Nee, kein Ding. Du hast dir ja wahrscheinlich schon gedacht, dass ich Kyle bin.“ Auf Deutsch. Ich halt mich am Kopfende vom Picknicktisch fest. Lukas lacht wieder. „Joah, schon....“ Über den Tisch fliegen Sympathiefunken. Ich steh daneben und sehe beim Hin- und Herglitzern zu.
Darüber haben die beiden längst ein Gespräch über Kaffee angefangen. Ich bin dann mal raus, beobachte die Szene und male mir aus, wie es weitergehen wird.
Dass ich Kyle nicht vorzustellen brauche. Weil jeder ihn schon vorher kannte. Und die nicht, mit denen ist er schneller Freunde als ich erklären kann, woher man sich kennt. Und ich weiß nicht, ob ich das ganz toll oder scheiße finden soll. Dass er mich anscheinend gar nicht braucht.

Als ich aufwache, bleibe ich erstmal kurz liegen, um den Traum nicht zu verscheuchen.
Dann entwirre ich mich vorsichtig aus Kyles langen Extremitäten um aufs Klo zu gehn.
Dort versuche ich weiter den Traum zu rekonstruieren und zu behalten, bevor ich wieder unter die geklaute Bettdecke aus dem EEL krieche.
"I just had the most amazing dream!" muss ich berichten.
"Hmmm....." *schnarch* "What was it?"
Für meinen Bericht ernte ich ein Lächeln, einen Kuss und ein: "That´s a cool dream!"
Dann schubbert der Co-Star meiner Träume sein Gesicht durch den als Kopfkissen verkleideten Schlafsack und wickelt mich wieder seine langen Arme ein.