May 28, 2008

love hurts

"manchmal vermisse ich dich schon bevor du überhaupt weg bist."

May 23, 2008

howlers

das german department und die spanischlehrerin dazwischen arbeiten konzentriert und still.
plötzlich lautes gegacker, gepaart mit krächzendem husten, aus susannes offener bürotür.
erst gudrun, dann ich werden unter gelächter in das vermüllteste büro des language buildings zitiert, um susannes freuden zu teilen. es stellt sich heraus, dass sie gerade die vokabeltest meines lieblings- german intermediate kurses 210 am korrigieren ist:

Frage: Was ist eine Einaescherung?
Antwort von Student G.: Wenn jemand nicht in ein Grab wollen und geht in der feuer
Kommentar von Susanne an G.: komisch, wer will nicht ins Grab? Deutsch!

Antwort von Student R.: Eine Einaescherung ist eine Backofen in dem ein Korp ist verbrannt.


Frage: Was heisst "sich entledigen". Geben Sie einen Beispielssatz.

Antwort von Student J.: Man hat sich des Toten entledigt!
Antwort von Student R.: Ich entledige mich auf meiner Hausaufgaben.




the last warm day of autumn. expiring.

zu dritt ins zwei personen-fahrerhaus des zermalmten umzugsvans gepfercht fahren wir von lyttelton zu kyles altem haus nach christchurch zurück, um das bett zu holen, dass nicht in den van passen wird.
an der kreuzung linwood und aldwins tragen menschen in flipflops, verschossenen joggingshose und kapuzenjacken weiße plastiktüten voll mit fish and chips nach hause. die vorderlichter der pendlerautos strahlen mit den ampeln um die wette. kyles kollege pete, mit den schönsten hellgrünen katzenaugen schmeißt den rest seiner selbstgedrehten zigarette aus dem fahrerfenster und sagt:
"ich mag diese zeit des tages."
"jah, es ist nett, nicht?" antwortet kyle in seiner small-talk stimme.
"der tag geht zuende, alle arbeit ist getan. alle sind auf dem weg nach hause und freuen sich aufs abendessen. das ganze licht verändert sich und wird ganz warm, wie die kamine, die jetzt überall in den häusern angemacht werden. überall kann man die schornsteine rauchen sehen. es liegt so eine ahnung von heim fahren in der luft. das ist wunderschön."
über dem convinience store auf der ecke ist der himmel schon wieder lilaorangerotlila. mit grauweißen, unendlich langen wolken, die so tief hängen, dass man meint sie anfassen zu können. wenn es in neuseeland nur gebäude gäbe, die hoch genug wären.
jetzt hält sogar kyle mal die klappe.

beechnutters

Im 7.30am bus von lyttelton nach christchurch saß heut morgen ein junge, der eine mütze auf hatte, die wie eine buchecker aussah. deswegen sah der ganze junge dann auch wie eine buchecker aus.

our hot tub

"ashley, der heißwasserhahn vona badewanne tuts mich."
"hm... die hat seit jahren auch keiner benutzt."
"so sieht die auch aus."
"hm... müsste man mal reparieren."
"pass auf, wenn du den wasserhahn reparierst, putz ich das badezimme. das ganze!"
"deal!"
nachdem ashley und ich sonntag nachmittags zugesehen hatten, wie die braune brühe aus den badewannenwasserhähnen langsam wieder klar wurde, hab ich zwei stunden das badezimmer geputzt.
dann hab ich mit kyle eine heiße badewanne gegen eine heiße sauna getauscht.

weird accents. part II

als oberhaupt der german filmclubs der university of canterbury bin ich ohne es zu merken zum cineasten geworden.
auf die benachrichtigungsverteileremail (ein dreifaches hoch auf deutsche komposita!), dass im rialto cinema "gespenster" (mit meiner fashion ikone, der wunderbaren julia hummer) läuft, hatte ich dort u.a. gesellschaft von einem jungen postgrade physik und mathematik studenten mit herzzereissend hässlichem deutschen akzent.
pam aus argentinien, die ich über couchsurf kennenglernt habe, fragte ihn, wie lange er denn schon in neuseeland sei.
"since two and a half years." holzte der physiker.
daf-anne, grammatikversessen biss sich auf die zunge, um das falsche temporaladverb nicht zu berichtigen.
doch es stellte sich raus, dass "since" gar nicht falsch angewendet war: des physikers eltern waren nach nz gekommen, als dieser zweieinhalb jahre alt war. mama deutsche, papa deutscher. hinzu kommt, dass der junge physiker den kiwi accent nach eigenen angaben nicht mag. und deshalb hat er, obwohl in nz groß geworden, einen deutschen akzent. und weil er so dermaßen von seinen deutschen eltern so dermaßen deutsch aufgezogen wurde.

NZ south island. muddi und vaddi. trip II


eel, anne, kühe


gucke jan, der gletschersee heißt "mueller lake"!


finde die anne, die sich grandios als gletschergeröll getarnt hat.


am viel zu blauen lake tekapo steht eine boarder collie statue. ich versuche genauso zu gucken wie der schäferhund (ich bin das links).

moreaki boulders. die riesen haben nachm murmeln am strand nich aufgeräumt.


die baldwin street in dunedin ist laut guiness buch die steilste der welt. wenn man in san francisco war, fällt es das schwer zu glauben. aber das guiness buch hat immer recht.


maria hat eine morbide ader, die sich darin aüßert, dass sie gern friedhöfe fotografiert. hier in akaroa.


das kleine, schwarze am gletscherseeufer bin ich.
(vorgeschichte: maria und anne klettern auf der endmoräne des gletschers rum. wollen an den see runter, näher ans ende vom gletscher ran. "da oben gehts lang!" sagt maria. "da unten gehts lang!" sagt anne. also trennen sich unsere wege. und am ende war maria so weit oben, und ich so weit unten, dass sie mich vogelperspektivenmässig fotografieren kann.)


eisgeröll im gletschersee




buffen am fußende des mount cook


milford sounds. anne vorne, touri-cruise ship hinten.


dieses schild sagt "nicht die keas füttern". die keas sind gründe papageien, so groß wie raben und "die punks der vogelwelt" (zitat kyle). d. h. einmal angefüttert nehmen sie dir dein gesammtes abendessen weg, plündern die kühlbox, scheißen auf deinen picknicktisch und verprügeln dann noch alle, die du lieb hast.




erinnerungssticker für blöde deutsche touris ("links fahren")


am sign of the kiwi: 3500km geknackt!!!!






am anfang haben wir die mütze zum trip gefunden ("dazed and confused")


der hiker überlegt, ob er das risko eingehen soll.



briefe sind sooo herrlich!
gestern einen von maria bekommen. mit dabei eine CD mit den bildern unseres grandiosen, gehirnlosen, touri-mässigen muddi, vaddi und der eel-trip im term break.
meine/mudderns kamera, die alte diva, hatte sich ja geweigert auf billig-supermarktbatterien zu laufen. aber die viertel fotografin hatte ihre stattliche minolta dabei. anfangs schwarz-weiß (landschaftfotografien in s/w sind seltsam...), später in farbe und buuunt.
here we go, enjoy!

May 21, 2008

zero sum game

verdammte axt!
marcus wiebusch kanns immernoch.
mich genau da abholn, wo ich grad stehe.
immer wenn ich abroad bin, bringen kettcar n neues album raus. und dann darf ich am andern ende der welt mir anhören, wie marcus wiebusch zusammenbrummt, was ich grad fühle.


Nullsummenspiel

Liebe und Freiheit
Freiheit macht arm
So arm aber glücklich
nicht wirklich
Wirklichkeit so anders als toll
Und am Ende steht null

Überall lauern Barbie und Ken
Du kriegst In/Out-Listen und Top 10
für jeden Mist, den keiner braucht
Das meint der Kopf auch

Das was du aussuchst
Wir tauschen Zeit für Geld und hoffen
lass mich jetzt nur so weit sein
ich wär' soweit

Und all die guten, guten Geschichten passieren immer auch nur denen
Die sie erzählen können und wir können dabei dann nebenbei erwähnen
Eingetauscht in Zweifel und dann still
"Am Ende steht immer die Null und das was wir haben"

Hey Gehirnfick
wer kennt das nicht
etwas schlechter zu finden als es ist ?
Arme ausbreiten, Schulter auskugeln
Beim Nachnamen googlen
Glück gefunden und nicht zufrieden
Das Ziel erreicht und liegen geblieben
Kein Punching-Ball und kein Ventil hilf
Im Nullsummenspiel

Nichts was du aussuchst
Wir tauschen Angst für Zeit zurück
um Stück für Stück zurückzukommen
Zurückzukommen

Und all die guten, guten Leben passieren immer auch nur denen
Die sie erzählen können und wir können dabei dann nebenbei erwähnen
Eingetauscht in Zweifel und dann still
"Am Ende steht immer die Null und das was wir haben"

Ich wüsste wie es wirklich klingt
Egal ist gleich vorbei
Welcher Teil jetzt wirklich stimmt
Ich war ja auch dabei
Lächeln und still
Am Ende steht immer die Null
Und was wir dafür halten

May 12, 2008

mighty horses. sequel.


eine stunde nachdem ich susanne, meiner verrückten chefin, vom diebstahl des mighty black 20 $ horses berichtet hatte, kam sie in ihrer üblichen zerstreuten art in mein office gestolpert, ließ einen stapel aus laptop, boxen und papieren des anfängerkurses fallen und murmelte: "also du kannst auch mein fahrrad haben!"
eine weitere stunde später hatte sie mich in ihren zugemüllten, verrauchten kleinwagen (das motorisierte equivalent ihres offices) gepackt und fuhr mich quer durch die stadt zu ihrem häuschen, wo sie das rollende office auf dem front lawn parkte, mich ihren zwei schönen katzen vorstellte und mich zu kaffee ohne milch und in der mikrowelle aufgetauten geburtstagskuchen bequatschte. dabei durfte ich das katzenbetappste manuskirpt ihres sagenumwobenen berlinbuches einsehen, von dem unter den deutschlehrern das gerücht geht, dass sie selbst nicht weiß worum es darin geht.
nachdem sie mir noch sämtliche räume ihres hauses (einschließlich badezimmer und waschküche) und einige der grußkarten, die sie mit powerpoint auf ihrem steinalten apple laptop fabriziert, präsentiert hatte, zerrte sie schließlich ein unglaubliches tier von einem hollandrad aus ihrem schuppen hervor. dabei gingen ein offener ölfarbkasten nebst einigen wild beschmierten A3-bögen zu boden. "ich mache jetzt kunst!" verkündete susanne und überließ mir den deutschen panzer von einem fahrrad.
"kauf bitte gleich ein schloss, ich bezahl das natürlich! ich hatte mal ein zahlenschloss dafür, aber ich hab die kombination vergessen." sie wühlte noch eben zwei schubladen kram hin und her, halbherzig auf der suche nach besagtem schloss.
"gut." sagte ich. und: "danke schön!" und:" willst du ein zahlenschloss oder eins mit schlüssel?"
"um himmels willen!" rief susanne und warf die hände in die luft. "mit schlüssel!"
und ich lachte, schnallte mir meinen hässlichen retro-fahrradhelm auf, stöpselte den i pod ein und ritt auf dem schlachtross davon.
ohne fahrrad fehlt was.

May 11, 2008

R.I.P. mighty black 20 $ horse

die schweine haben das mighty black 20 $ horse geklaut.
was musste ich es aber auch so blöd stehen lassen! völlig exposed anna hauptstraße und nirgendswo dran geschlossen.
weil ich unbedingt den bus in 3 minuten kriegen wollte, bin ich mitm fahrrad zur bushaltestelle, und weil da auf die schnelle nix zum dranschließen zu sehen war, hab ichs mit sich selber angeschlossen und das beste gehofft.
das komische is, dass ich in dem moment schon irgendwie wusste, dass das nix werden wird. aber ich wolte ms verrecken nicht noch ne weitere halbe stunde warten, um nach lyttelton zu kommen.
hoffentlich hat es wenigstens jemand genommen, der es gut behandelt und auch fährt, und nich nur in rinnstein kloppt.
und die tage vorher hatte ich schon manchmal gedacht: "was mach ich mit dem mighty black horse, wenn ich gehe?". abnehmer hätte es nämlich keine gegeben. kyle, nach eigener aussage "sux on bikes", die jungs haben alle welche, gudrun erst recht. an irgendwen wollte ichs aber auch irgendwie nich geben. wahrscheinlich wärs einfach hier in der garage vergammelt.
nun ja, diese entscheidung wurde also von meinen schultern genommen.
als ich am nächsten tag an der bushaltestelle saß, fiel mir auf, dass drumherum ales voller zäune ist, zum dranschließen. die hatte ich da aber nich gesehn...

intellectual, sophisticated, linguistic, nerdy

auszug aus einer email an die "ein frau-keimzeitcoverband" (Zitat Örnst) (diese entdeckt nämlich gerade, dass ihr ihr studium nicht nur spaß macht, nein, sie interessiert sich auch noch für ausgewählte themen daraus und am ende macht sie mehr, als sie unbedingt muss.):
"is doch schön, dass du spaß hast an intellektueller betätigung!
is doch gut, musste dich doch nich für schämen!
ich meine, nix is schlimmer, als was machen, von man keinen bock drauf hat.
besonders beim studieren oder jobs.
umso cooler, wenn einem der kram spaß macht, den man tagtäglich umme ohren hat.
am coolsten (jah, und von dieser stelle an fühlt es sich auch für mich nerdy an), wenn man mehr macht, als man unbedingt muss, weil der scheiß auch noch spaß macht.
ich für meinen teil habe mich mit meinem language nerd-tum abgefunden. (es ist natürlich viel einfacher zu handlen, wenn andere language nerds zugegen sind...).
ich habe mich daran gewöhnt, dass ich spaß daran habe, mich beim hiken mit maria über morphologische teminologien zu unterhalten, die ich mit kate dann im linguistic dictionary nachgucke. und dass ich mit kyle die lateinischen und griechischen bestandteile von "anthropomorphic" (geiles neues wort gelernt! das ist das adjektiv für wenn man menschliche issues in tiere reininterpretiert) auseinanderfriemle."
ich freue mich über jeden genitiv, über jedes halbwegs sinnvoll gesetzte semikolon.
ich mag homophone und wenn sich wörter in sätzen aus versehen reimen.
wörter, die hässlich klingen versuche ich zu vermeiden, hübsch klingende in meinen wortschatz zu integrieren.
ich bin jedes mal wieder beeindruckt, wenn es einen begriff für etwas in einer anderen sprache nicht gibt.

und noch immer ist die untersuchung zum gebrauch des ausdrucks "fair enough" am laufen.
die stichproben diesbezüglich sind mittlerweile umfangreich, aber wenig aussagekräftig. (auch hiesiger link scheint das volle ausmaß von "fair enough" nur am rande anzukratzen.)
ich selbst trainiere fleissig den angemessenen gebrauch dieser herrlichen phrase, sehr zum amüsement kyles.
zu meinem persönlichen amüsement hingegen stelle ich von zeit zu zeit erhebungen über die quantität von "fair enough" in kyles sprache an.
sein rekord liegt bei 5 mal in zwei minuten. und davon war kein einziges mal absichtlich, an der falschen stelle oder übertrieben.

ein anderes meiner untersuchungsgebiete ist das code switching.
anders als gudruns oder mein code switching, welches zwischen zwei verschiedenen sprachen statt findet, spielt das switchen zwischen diversen englischen akzenten und soziolekten (registern) im sprachgebrauch von kyle greenwood eine ähnlich bedeutende rolle wie nieselregen im wetter von bielefeld.
ich habe ihn mit eigenen ohren innerhalb von sekundenbruchteilen von seinem "normalen" akzent (british-kiwi-scottish) in den unter neuseeländischen jugendlichen üblichen
kiwi-slang switchen hören. komplett mit "man!" am anfang und "sweet as!" am ende jeder aussage. auch die sprache, derer er sich bedient um mit seinen arbeitskollegen und den 2000 einwohnern lytteltons zu kommunizieren, ist dermaßen bodenständig kiwi, dass ich meistens nur die hälfte verstehe , auf "la ni" schalte und "eh?"s an den satzenden zählen gehe.
was mich am meisten an der ganzen sache beeindruckt: keiner seiner gesprächspartner scheint zu merken was vorgeht.
neulich im pub haben wir uns darüber untehalten, der letzte verbliebene trinker der theatergruppe von lyttelton, kyle und ich.
"und was hast du jetzt für einen code?" fragte ersterer schließlich.
"und wann bist du du selber?" fragte ich leicht angewidert von so viel chamäleontum.
"jetz bin ich auf ´normal`." antwortete kyle. "wenn ich mit euch leuten rede, bin ich ´normal`."
"gottseidank!" murmelten der letzte trinker und ich.

May 07, 2008

to friends going away, reprise

hatte ich erwähnt, dass maria seit einer woche wieder in melburn lebt?
hatte ich erwähnt, dass ich wieder ein einzelzimmer habe?
mit einer einzelmatratze und ohne "sich mit aufm boden schlafen abwechseln"?
hatte ich erwähnt, dass der feminine input in meinem fake leben hier sich wieder auf meine arbeitskolleginnen, kyles ausgeprägte weibliche seite und kate aus dem intermediate deutschkurs und tschechien beschränkt? (welche einer heppi-peppi religion nahmens ´baháí faith` angehört, die sich von menschenliebe und internationalen köstlichkeiten nährt. und in kates speziellem fall ganz besonders von der liebe zu irischen wolfshunden aber das ist eine andere geschichte.
wiederum eine noch andere geschichte ist, dass mein ach so femininer part-time lover angefangen hat, sich meine t-shirts zu leihen; die ihm trotz 1,85m nicht nur passen, sondern auch noch stehen.)
hatte ich erwähnt, dass ich neidisch bin, weil maria zum architecture in helsinki konzert gehen wird? (deren heimat nämlich melbourne ist.)
hatte ich erwähnt, dass das alte ehepaar ´muddi` und ´vaddi` nu geschieden ist?
dass wir am ende gänzlich bekloppt geworden waren im EEL; zum himmel stinkend, voller kleiner, seltsamer rituale, ständig und ohne vorwarnung random songzeilen aus der vogelhochzeit von helge schneider oder ullis hamburg CD brüllend?
hatte ich erwähnt, wie sehr man sich an menschen gewöhnen kann, und wie amazing es ist, dass es sie gibt, die full-time friends, mit denen man einfach nur sein kann?
nebeneinander her, schweigend, philosophierend, scheiße labernd.
wie herrlich es ist, sich gegenseitig nicht auf die nerven zu gehen.
wie sehr ich euch dafür liebe?

the lover´s tarot

als kyle und ich gestern abend was angetrunken von einer tour durch lytteltons 2 pubs mit den leuten von seiner theatergruppe heim fielen, fanden wir auf dem couchtisch das "lover´s tarot" seiner mitbewohnerin.
kyle holte die karten aus der schachtel, fächerte sie auf uns hielt sie mir hin.
"stell eine frage!" sagte er.
"laut?" fragte ich und nippte am rotwein.
"ja."
ich fühlte mich unwohl und sagte es trotzdem: "also, wie wird es werden wenn ich wieder zu hause bin?"
"das is n lover`s tarot, anne!"
"jah sicher, weiß ich. ich will ja auch wissen, wie es mit uns sein wird."
"okay."
als ich die karte gezogen hatte, fand ich die anleitung für das auslegen der karten.
"so geht das nich, das muss man so machen!"
und ich nahm die karten, fächerte auf, ließ kyle ziehen.
der zog.
"so, was is deine frage?"
"die gleiche wie deine."
entweder waren wir schon zu voll, oder das machte alles nicht richtig sinn. auf jeden fall kriegten wir es nich hin, die karten anständig auszulegen.
"das ist scheiße." sagte kyle.
"das geht hier alles nich." sagte ich und sammelte die karten wieder ein.
"als ich damals theologie studiert hab...", fing ich an während ich die karten erneut mischte.
"du hast mal theologie studiert? das wusste ich gar nich."
"ich habs dir nie erzählt, du hast nie gefragt. whatever, also wir hatten diesen einen dozenten, bei dem haben wir jedes mal engelkarten gezogen. als motto für den tag. als rat. "
"verdammte christen!"
"ich weiß. aber das war ziemlich cool. weil man in seine karte immer schön alles reiniterpretieren konnte. seine ganze persönliche situation."
"okay...warum hast du aufgehört theologie zu studieren? mochtest du´s nichtmehr?"
"theologie mochte mich nicht mehr. jedenfalls an der uni. zieh!"
kyle zog eine karte, die ich nicht mehr weiß. ich zog irgendwas mit ner waage drauf.
er las meine karte vor und ich so "jau, passt." seine karte konnten wir irgendwie nich finden in dem doofen buch.
"das ist scheiß!" sagte kyle. und dann: "wage nicht mir nich zu schreiben!"
"hauptsache du schreibst! das ich schreiben werde weiß ich." sagte ich, stellte das weinglas weg und kuschelte mich an ihn an.
draußen funkelten die lichter vom hafen.
"also was glaubst du, wie wird es werden?"
"weißt du, ich hör ja zur zeit immer den ´juno`-soundtrack. und da is dieses lied, was ich dir gezeigt hab..."
kyle lachte.
"nich lachen, das ist wirklich so! das fängt ja an ´you´re a part-time lover and a full-time friend`. und ich glaube, und hoffe, so isses einfach mal."
kyle küsste mich auf die haare und machte "hmmm.".
"ich will bloß nich, dass du aus meinem leben raus bist. weil, ich will dich da drin haben. ich will wissen was du machst, was du für pläne hast und wie es bei dir ist. und ich weiß von mir, dass ich da gut drin bin, im freundschaften über große distanzen halten. und ich hab den eindruck, dass du das auch bist. ich hab nur manchmal angst, dass du mich vergessen könntest."
"ich will dich auch in meinem leben haben. und versprech dir, dass ich dich nich vergesse! da ist ein ganzes zimmer voller leerer wände, die es mit deinen briefen zu pflastern gibt, anne!"
"ich werd schreiben!"
"ich auch. das weißt du."
(...)
"natürlich wärs toll, wenn du noch länger bleiben würdest. aber ich versteh, dass du zurück willst."
"... ich will halt wieder n leben haben! es gibt für mich keinen grund hier zu sein, außer dir."
"und wenn du nur wegen mir bleiben würdest, wär das scheiß....
"...weil du dich dann für mein ganzes glück verantwortlich fühlen würdest. und das will ich nicht. ich will von niemanden abhängig sein."
"und gehen müsstest du trotzdem. es wär nur rausgezögert."
"ebent!"
kyle nahm mich noch fester in die arme. "sag mal, kanns irgendwie sein, dass du das vertrauen in menschen verloren hattest bevor du mich getroffen hast?"
als ich ihn endlich verstanden hatte konnte ich nicken.
"ich kanns halt bloß nicht haben... manchmal trifft man leute und denkt es sei was großes, wahres und dann ist es für die gar nix."
"ich meine, weil du gesagt hast, dass du da keinen bock drauf hattest, mit jemanden was anzufangen."
"jah halt schnauze voll von beschissenen one night stands. und dich mochte ich halt wirklich und fand dich als mensch cool und deswegen wollte ich dich lieber als full-time friend, als nur ficken und dann wars das.
"debei geht ja beides."
"sieht so aus. part-time lover and full-time friend."
(...)
"ich werd ja auch mal rüberfliegen nach europa."
"mach sachen!"
"naja, ich hab meine eltern ewig nich gesehn. und da kann ich ja auch mal n paar tage bei dir vorbeischaun."
"wann wollste denn fliegen?"
"so um weihnachten."
"laber!"
"nich dieses weihnachten! obwohl.... hm, warum eigentlich nich. das geld hättich."
"cool."

falling in love with music

... eine weitere band, in deren musik ich grade reinverliebt bin:
marr
aufm grand hotel label, hamburg und berlin, emo-gefauche mit herrlich natschiger stimme, prügel mininmal-schlagzeug, gitarrenläufe aus purem lametta.
hoffe, die wollen touren wenn ich zurück bin.

May 04, 2008

acoustic music for the post-darkwave generation

gestern abend war ich auf meinem zweiten konzert ganz alleine.
the enright house akkustisch.
musik für regnerische herbstwintertage.
oder um sich die arme dabei aufzuschneiden.
oder um die zwanzigste tasse chai tee zu trinken und übers leben zu phlosophieren.
um sich in seinen gefühlen rumzuwälzen wie irische wolfshunde im laub im hagley park.

dazu gutaussehender mädchenemo-gitarre um hals-support (musik für lara):
Shaun K. Anderson

May 03, 2008

it´s the end of the world, yes we know it! again.

seit gestern geht draußen die welt unter. nu also auch in canterbury.
in lyttelton, wo kyle seit dienstag nicht nur arbeitet sondern auch wohnt, hats gehagelt und war so kalt, dass der hagel auf der terrasse liegen blieb, als schnee verkleidet.
zeit die zum haus gehörende sauna anzufeuern.
da haben wir dann nachts gesessen, mit (noch) kaltem bier und ohne licht, während von draußen hagel und sturm gemeinschaftlich auf die fensterscheibe eindroschen.
und dahinter die lichter von lyttelton, verschwommen. kleine häuser am hang, große frachtschiffe im hafen, kräne, trucks und dazwischen ein container auf dem "hamburg süd" steht.

quoting Tino Nestler again

Sieh mal dort, ein Stück von mir
und auch da ist etwas ich
jemand trägt es fort von hier
behält`s ohne Zweck für sich.

Bin ich eher wie ein Stück Butter,
dass sich weit, zu weit verstreicht
oder doch ein kleines Puzzle,
wo man Teile weiterreicht

Wer viel liebt bleibt nicht komplett,
wer Freiheit will verteilt sich weit
und kriegt man noch so viel zurück
vermisst man doch in Ewigkeit

Und wie werden wie wohl enden?
ist der erst frei der ganz verstreut?
oder wird mein Sinn sich wenden
und alles, jeder wird bereut.

Freude ist nichts ohne Schmerz
und wer vermisst weiß wen er kennt
ich bin ein buntes Mosaik
in dem die Welt singt, weint und brennt!

May 02, 2008

applied cultural studies on new zealand and germany

der weibliche olli schulz hat mir die tage einige herzzerreißende zeilen geschrieben, den neuen titel meines blogs "... to friends going away, friends leaving and friends coming back." aufgreifend.
dass in ´schland ein ganzer arsch leute auf mich wartet, die schon planen von wo sie das auto abziehen können, um mich vom flughafen abzuholen. (das problem, dass 5 leute plus moi nich in ein normales auto passen und niemand hinten in den särgen von bruders vaters leichenwagen mitfahren will, erfuhr ich 2 tage später. hat der pferd gelacht!)
da hab ich dann ein bisschen in die tastatur geweint (und, oh wunder, oh wunder, das funzt als instant-heuler: jedes mal wenn ich die stelle lese, muss ich weinen. herrlich!).
und es hat mich mal wieder dran erinnert, wo zu hause is.
dass es ein segen ist, eines zu haben.
und warum mir das so fehlt.
warum ich da immer wieder hin zurück muss, wie der lachs den strom hoch, zu der stelle, wo er geschlüpft is.
weil da halt prozentual doch die meisten menschen wohnen, die ich "meine freunde" nenne. und wenn nich in bielefeld, dann in höxter, berlin, saarbrücken und osnabrück. aber halt in ´schland.

und dann merke und denke ich mittlerweile, dass ich vielleicht doch ziemlich starke wurzeln hab. deutsche mein ich.
den stempel trägt man ja im ausland auf der stirn spazieren. "foreigner" steht da drauf. oder bei mir mittlerweile "german teacher".
für jemanden, der vor 3 jahren noch durch australien geirrt ist und jeden abend von woanders weg war, nur nie aus deutschland, ist das eine ganz schöne entwicklung. plötzlich der representant von ´schland zu sein. und nicht nur das, es fühlt sich sogar gut an und macht spaß. kurse von neuseeländischen studenten ihr imaginäres wochenende in bielefeld planen lassen. wenn im german film club der von mir gezeigte "im juli" abgefeiert wird.
zugucken wie die augen groß werden, wenn man erzählt, dass man als kind im osten um bananen anstehen musste.

zudem bemerke ich an mir selber eigenschaften und werte, die ich als "deutsch" erachte.
smalltalk machen kann ich zwar mittlerweile ganz gut. wie oft ich am tag "thank you!" sage und wie oft ich mich für kleine sachen entschuldige, die nich meine schuld sind, habe ich aufgehört zu zählen. meine pünktlichkeit beschränkt sich auch nur noch auf wenn ich unterrichten muss.
dafür merke ich immer wieder, dass im englischen die wörter für "freund" und "bekannter" die selben sind.
kennt ihr die theorie, wonach man nur sachen wahrnehmen kann, für die man in seiner sprache wörter hat? ich glaube, das is so ein fall. jeder hat 1000 "friends", aber trotzdem bleibt das allermeiste davon total an der oberfläche und das spektrum von dem, was man "friend" nennt reicht halt von den arbeitskollegen bis hin zu den menschen mit denen du aufgewachsen bist und durchs feuer gehen würdest.

zudem gibt es hier irgendwie keine hoffnung und keine perspektive.
weil die hier mit ihren toughen, nie frierenden ärschen auf diesen inseln in der mitte von nix sitzen (das nächste was zivilisation is, is goddamn australia, was ja alleine schonmal sowas von remote is....) und keine einschläge hören, was draußen in der welt passiert.
ich werd ja jetz erwachsen und sophisticated (jaha, bildungsbürger und so, ne jan?), und lese deswegen von zeit zu zeit zeitungen oder magazine mit weltpolitischen themen.
aber die findet man hier nich. die tageszeitung hat 2 seiten über die welt, der rest ist übers pie-backen des hausfrauenvereins und welcher dumme touri mal wieder beim wildwasserrafting in queenstown unterm stein ersoffen is.

und weil das ideal hier ist, immer gut drauf und furchtbar relaxed zu sein, kriegen die meisten leute ihre gefühle nicht kanalisiert.
und deswegen saufen sich die kids sich jedes wochenende die hucke voll und schmeißen party pills, damit sie die ganze wut und das lachen, die albernheit und den frust, dass nix passiert, rauslassen können; ofiziell.
und die, die es so immernochnich hinkriegen, die zu weich sind oder zu traurig, die schnüffeln erst klebstoff und tun sich speed und koks und crystal rein und nehmen dann später heroin.
und dann kommt wieder eine sms auf kyles handy rein, dass sich jemand von früher ausa schule ne überdosis verpasst hat.


ich will noch immer nich immer in deutschland leben. aber halt auch nich immer woanders.
weil, komisch isses überall, jeder ort hat seine seltsamen, mitunter bescheuerten und annoying issues. das gelobte land, wo alles schön is, die landschaft und die städte, und alle sind freundlich zueinander und haben sich lieb und die kulturszene is super und das wetter auch gibbes nich.
irgendwas is immer.